RSV: Gratis-Impfung für stationäre Schwangere mit kindlicher Risiko-Konstellation am Kepler Uniklinikum Linz
RSV: Gratis-Impfung für stationäre Schwangere mit kindlicher Risiko-Konstellation am Kepler Uniklinikum Linz
Stationär aufgenommenen Patientinnen mit drohender Frühgeburt oder anderen kindlichen Risikofaktoren wird die Impfung kostenfrei angeboten
Wien, 17. Dezember 2024 Eine RSV*-Erkrankung kann für Kinder in den ersten beiden Lebensjahren zur Bedrohung werden, insbesondere dann, wenn sie frühgeboren sind oder einen Herzfehler haben. Seit etwa einem Jahr können Neugeborene und Säuglinge indirekt – durch die Impfung der werdenden Mutter – geschützt werden. Mittlerweile auch durch die passive Immunisierung nach der Geburt. Da die RSV-Saison schon vor der Tür steht, hat man sich am Linzer Kepler Universitätsklinikum zu einem besonderen Schritt entschlossen. Stationär aufgenommenen Schwangeren, deren Kind durch eine solche Risiko-Konstellation besonders gefährdet wäre, wird die RSV-Impfung gratis angeboten. Die betroffenen Frauen nehmen das Angebot dankbar an.
RSV kann für Neugeborene und Säuglinge tödlich enden
Im Rahmen einer RSV-Erkrankung kommt es bei Säuglingen zu einer Zellverschmelzung der Atemwegszellen. Das führt zu einer Verengung der Atemwege und erhöht den Atmungswiderstand. Da die Atemwege bei Säuglingen und Kleinkindern schmäler sind als bei Erwachsenen, sind die Folgen der Erkrankung potenziell schwerwiegender bis hin zum Verschluss der infizierten Atemwege.[1]
„Die gefährlichsten Zeiträume für RSV-Infektionen und ihre mitunter schweren Folgen sind die Neugeborenen-Periode (erste 4 Lebenswochen) und die darauffolgenden fünf Monate der Säuglingszeit, also die ersten 6 Lebensmonate des Kindes“, erläutert Prim.a Prof.in Dr.in Nadja Haiden, Vorständin der Klinik für Neonatologie am Linzer Kepler Universitätsklinikum.
„Wir wissen aufgrund von epidemiologischen Daten, dass die Sterblichkeit aufgrund einer RSV-Infektion bei Kindern ohne Risikofaktoren bei etwa 0,2 % liegt“, so die Expertin. „Werden frühgeborene Kinder wegen einer RSV-Infektion innerhalb der ersten zwei Lebensjahre im Krankenhaus aufgenommen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie daran versterben, um das Sechsfache erhöht. Bei Kindern mit angeborenem Herzfehler steigt die Sterblichkeit sogar um das 26-fache (auf 5,2%).“
Kepler Klinikum bietet stationären Schwangeren mit Risikokindern RSV-Impfung kostenfrei an
Ein Risiko, das man am Linzer Kepler Universitätsklinikum nicht mehr hinnehmen möchte. „Eine RSV-Impfung der werdenden Mutter schützt das Neugeborene während der ersten drei Lebensmonate des Kindes besonders gut und hat sogar noch nach sechs Monaten eine hohe Wirksamkeit“, berichtet Priv. Doz. DDr. Patrick Stelzl, leitender Oberarzt Geburtshilfe am Kepler Klinikum. Laut Österreichischem Impfplan kann diese schwangeren Frauen auf Wunsch zwischen der 24. und der 36. Schwangerschaftswoche verabreicht werden.[2] „Für uns am Perinatalzentrum im Kepler Uniklinikum Linz war daher die logische Konsequenz, die RSV-Impfung für Frauen mit hohem Frühgeburtsrisiko und Frauen, die ein Kind mit einer angeborenen Fehlbildung erwarten und bei uns stationär aufgenommen werden, kostenfrei anzubieten. Begonnen haben wir damit im September, rechtzeitig vor dem Start der RSV-Saison. Die Kosten werden von der Klinik getragen“, sagt Mag. Dr. Alexander Weigl, Apothekenleiter am Kepler Uniklinikum. Ähnlich wird das auch an der Universitätsklinik Innsbruck gehandhabt. „Wir sollten jede Möglichkeit nützen, um gefährdete Neugeborene vor RSV zu schützen“, betont auch Univ.-Prof. Dr. Christian Marth, Direktor der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innsbruck.
Leihimmunität schnell erreicht
„Die Genialität des Konzepts der mütterlichen Impfung besteht darin, dass durch die Impfung der Mutter nach zirka zwei Wochen ein hohes Maß an schützenden Antikörpern vom mütterlichen Immunsystem produziert wird. Diese Antikörper werden über den Mutterkuchen auf das Kind übertragen. Durch diese Leihimmunität ist dann das Neugeborene schon vom ersten Atemzug an relativ gut gegen RSV geschützt“, erklärt Stelzl.
Neben der RSV-Impfung wird den Schwangeren am Kepler Klinikum auch die Keuchhusten-Impfung angeboten. 14 Tage später könnten sie sich dann für die kostenfreie RSV-Impfungen entscheiden. Ein Angebot, das vom überwiegenden Teil der Patientinnen gerne angenommen wird.
Vorbild Argentinien
Für den Gynäkologen ist das noch nicht genug: „Ich würde mir wünschen, dass die Kosten für die Schwangeren-Impfung in Österreich sobald wie möglich und ohne bürokratischen Aufwand von den Krankenkassen übernommen werden, damit wir noch viele Schwangere in dieser RSV-Saison impfen können.“ Als Vorbild nennt er Argentinien: Dieses Schwellenland hat es geschafft, während der letzten RSV-Saison in der südlichen Hemisphäre (von März bis August 2024) über 140.000 werdende Mütter im Rahmen eines kostenfreien Programmes zu impfen.[3] Dieses tolle Beispiel aus einem System mit deutlich weniger finanziellen Ressourcen sollte eigentlich die wichtigsten Stakeholder in unserem Gesundheitssystem dazu motivieren, diese Impfung kostenfrei und flächendeckend zu ermöglichen.
Darüber hinaus steht seit Anfang Dezember eine lang wirksame passive Immunisierung für Säuglinge, die zwischen Dezember 2024 und März 2025 geboren werden, kostenfrei in Kliniken zur Verfügung.
* Respiratorisches Synzytial-Virus
[1] VIR. EP. INF. NR. 02/23-7.
[2] Impfplan Österreich 2024/25, Version 1.0, Stand 01.10.2024
[3] Valle-Juarez M. Impfstrategie gegen RSV. Sitzung der Nationalen Kommission für Immunisierung, Argentinien am 08. August 2024. URL: https://www.argentina.gob.ar/sites/default/files/2024/03/vsr_conain_2282024.pdf , abgerufen am 11.12.2024
Rückfragehinweis
Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
FINE FACTS Health Communication GmbH
Mag.a Uta Müller-Carstanjen
E: mueller-carstanjen@finefacts.at
M: +436645153040
Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen, Impfberatung bieten Ärzt:innen und Apotheker:innen im österreichischen Gesundheitswesen.