Virusinfektion und Pneumokokken: eine gefährliche Kombination

5. Dezember 2024

Virusinfektion und Pneumokokken: eine gefährliche Kombination
Eine doppelte Infektion führt oft zu einem schwereren Verlauf – impfen senkt das Risiko

Wien, 5. Dezember 2024 Während der Influenza- und der RSV-Wellen werden immer wieder Doppel- oder sogar Mehrfachinfektionen nachgewiesen. Auch bei COVID-19. Vergleichsweise oft kommt es zu einer Kombination aus einer Virus- und einer Pneumokokken-Infektion. Dies kann zu einem schweren Krankheitsverlauf führen, in besonders tragischen Fällen sogar bis zum Tod, wie man spätestens seit der Zeit der Spanischen Grippe weiß. Heute ist man dieser gefährlichen Kombination allerdings nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Gegen viele Virusinfektionen kann man sich impfen lassen, genauso wie gegen die Pneumokokken. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die Impfung: bevor die alljährlich wiederkehrenden Infektionswellen auf uns zurollen.

Co-Infektionen schon während der Spanischen Grippe[1]

Die Spanische Grippe nach dem Ende des ersten Weltkrieges forderte weltweit 50 bis 100 Millionen Todesfälle. Wie man heute weiß, war nicht nur die Influenza Ursache für die hohe Sterblichkeit, sondern auch die Pneumokokken spielten eine große Rolle. Viele der damaligen Opfer waren relativ jung, aber die doppelte Infektion war selbst für sie zu viel. Ähnlich verhielt es sich bei der Schweinegrippe 2009: Bis zu 34 % der Todesfälle gingen auf das Konto sekundärer Infektionen, hauptsächlich verursacht von Pneumokokken. „Beide Beispiele zeigen klar, dass zusätzliche Pneumokokken-Infektionen den Krankheitsverlauf erschweren und zu Todesfällen führen können. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, berichtet Dr. Michael Meilinger von der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie Klinik Floridsdorf.

Virusinfektionen bereiten den Weg für bakterielle Infektionen

Virusinfektionen, insbesondere Influenza, können die Atemwege und das Lungengewebe so schädigen, dass es für eine nachfolgende Pneumokokken-Infektion anfälliger wird. Eine modifizierte Immunreaktion des Körpers und eine gute Anpassungsfähigkeit der Pneumokokken an eine durch das Virus bereits veränderte Umgebung werden als zusätzliche Ursachen diskutiert.1 „Allein die geschädigte Schleimhaut der Atemwege bietet eine Art Einfallstor für Bakterien. Oft spricht man von sogenannten „Superinfektionen“, bei denen eine bakterielle Infektion zur viralen hinzukommt“, erläutert Meilinger. „Etwas Ähnliches – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung und anderem zeitlichen Ablauf – sehen wir bei Personen, die an einer RSV-Infektion erkranken oder bei COVID-19. Auch in diesen Fällen kommt es zu schwereren Verläufen und mehr Todesfällen.“

Rechtzeitige Behandlung entscheidend

Grundsätzlich können Pneumokokken-Infektionen mit Antibiotika gut behandelt werden.[2] „Allerdings ist hier Eile geboten“, betont der Experte. „Wenn die Betroffenen nicht rechtzeitig zum Arzt oder zur Ärztin gehen und/oder die bakterielle Zweitinfektion nicht rechtzeitig erkannt wird und es dadurch erst verspätet zu einer Antibiotika-Gabe kommt, verschlechtert sich die Prognose. Eine Pneumokokken-Infektion kann rasch voranschreiten, insbesondere dann, wenn die Person durch eine vorangehende Virusinfektion und möglicherweise vorbestehende chronische Erkrankungen ohnehin schon geschwächt ist. Leider sehen wir in solchen Situationen immer wieder schwere Verläufe, die intensivmedizinischer Behandlung bedürfen oder teilweise auch tödlich enden.“

Nicht darauf ankommen lassen

Um das Risiko eines solchen Szenarios möglichst zu reduzieren, kann man sich impfen lassen. Einerseits gegen diverse virale Infektionskrankheiten wie Influenza, RSV oder COVID-19, aber auch gegen Pneumokokken. Von Letzteren gibt es über 100 verschiedene Serotypen, die wichtigsten davon sind in den modernen Impfstoffen inkludiert. „Spätestens jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um seine Impfungen aufzufrischen oder überhaupt das erste Mal zu erhalten“, betont der Pneumologe. „Gerade die Pneumokokken-Impfung hat den Vorteil, dass sie im Regelfall nicht jährlich verabreicht werden muss. Wer die empfohlenen beiden Impfungen bekommen hat, muss sich für eine längere Zeit nicht mehr darum kümmern. Individuelle Details sind aber immer mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu besprechen.“

Spätestens ab 60 an die Pneumokokken-Impfung denken[3]

Während die Impfungen gegen COVID-19 und Influenza mit wenigen Einschränkungen für praktisch jede:n gelten, ist dies bei der Pneumokokken-Impfung etwas anders. Sie wird gesunden Erwachsenen ab dem 60. Lebensjahr allgemein empfohlen, Raucher:innen und Personen mit übermäßigem Alkoholkonsum schon ab 50. Wer an chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder COPD leidet, sollte unabhängig vom Alter immunisiert werden. Das gilt ebenso für Personen, die immunsuppressive Medikamente erhalten, wie sie zum Beispiel bei der Rheumatherapie eingesetzt werden. Darüber hinaus ist die Pneumokokken-Impfung im kostenfreien Impfprogramm für Kinder enthalten.

[1] Sender V, Hentrich K, Henriques-Normark B. Virus-Induced Changes of the Respiratory Tract Environment Promote Secondary Infections With Streptococcus pneumoniae. Front Cell Infect Microbiol. 2021 Mar 22;11:643326.

[2] https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/pneumokokken, zuletzt abgerufen am 20.11.2024.

[3] BMSGPK, Impfplan Österreich 2024/2025, Version 1.0 vom 01.10.2024.

Rückfragehinweis

Für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller
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Mag.a Uta Müller-Carstanjen
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