Viele neue Impfstoffe sind auf dem Weg.

Auch nach COVID-19 schreitet die Impfstoffforschung und -entwicklung in großem Tempo voran. In einem Bericht des europäischen Dachverbandes der Impfstoffhersteller Vaccines Europe (VE) sind 98 Impfstoffkandidaten in Entwicklung.

Die meisten davon sind Impfungen für Erwachsene, viele sind Weiterentwicklungen bestehender Impfstoffe, ein guter Teil fokussiert aber auch auf Krankheiten, gegen die es noch keine Impfstoffe gibt. Ein wichtiges Forschungsgebiet sind außerdem Impfstoffe, die dazu beitragen, Antibiotikaresistenzen zu reduzieren oder auch Krebserkrankungen verhindern können.

„Viele Impfstoffe gegen die unterschiedlichsten Krankheiten sind bereits verfügbar, weitere werden folgen. Was zählt, ist, dass diese Impfstoffe auch verimpft werden, denn nur so können sie effektiv vor Erkrankungen schützen.“

Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH

Impfstoffe als wichtiger Teil der Bewältigung gesundheitlicher Herausforderungen

Die Bandbreite der Impfstoffkandidaten, die derzeit von Impfstoffhersteller:innen in Europa untersucht wird, ist groß: Von 98 Impfstoffkandidaten in der sogenannten Forschungspipeline fokussieren 81 hauptsächlich auf den Erwachsenenbereich beziehungsweise die alternde Bevölkerung. 14 zielen auf den Schutz vor antibiotikaresistenten Keimen ab. Etwa 30 fokussieren auf bestehende Immunisierungen und 10 Impfstoffkandidaten sind als Reiseimpfstoffe konzipiert. Bemerkenswert ist außerdem, dass 42 Prozent der Impfstoffkandidaten auf Krankheiten abzielen, gegen die es bisher keine Impfstoffe gibt. Dazu gehören unter anderem Borrelien- (Lyme Disease) und Epstein-Barr-Infektionen.

Weiterführende Informationen finden Sie unter https://www.vaccineseurope.eu/

Weiterentwicklungen und neue Ansätze

Auch die Forschungsarbeiten an Impf-Indikationen, in denen bereits Impfstoffe zugelassen sind, geht weiter. „Hier geht es darum, z. B. Kombinationsimpfstoffe anzubieten, innovativere Darreichungsformen zu entwickeln, um die Verabreichung zu erleichtern und damit die Akzeptanz von Impfungen zu erhöhen.“, erläutert Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. „Weiters wird auch in bestimmten Impfindikationen versucht, mehr Impfstämme bzw. Serotypen als bisher in einen Impfstoff zu verpacken, um ein breiteres Schutzspektrum in einer Indikation anzubieten. Außerdem forscht man an neuen Impfstoff-Technologieplattformen.“ Beispiele für derartige Weiterentwicklungen sind Vakzine gegen COVID-19, HPV, Dengue-Fieber, Malaria oder RSV.

„Bis vor wenigen Jahren hat man Impfungen hauptsächlich als wichtige Schutzmaßnahme für Kinder angesehen. Heute ist klar, dass Impfen eine lebenslange Angelegenheit ist.“

Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH

Paradigmenwechsel bei Impfprogrammen dringend notwendig

Impfen ist nicht nur eine wichtige Schutzmaßnahme für Kinder. Vielmehr sind, je nach Alter und Lebenssituation, unterschiedliche Impfungen empfohlen und notwendig. Das spiegelt sich auch in der Forschung wider. 81 Impfstoffkandidaten haben Erwachsene im Fokus, bei 32 geht es um Kinder. „Wichtig ist, dass wir diesen Paradigmenwechsel auch ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen“, betont Gallo-Daniel. „Es geht nicht um Kinder- oder Erwachsenenimpfungen, sondern um beide. Um Infektionskrankheiten durch den Einsatz von Impfungen in den Griff zu bekommen, braucht es Impfprogramme für alle Altersgruppen“, ergänzt Gallo-Daniel. „Wir müssen dabei auch an den Gemeinschaftsschutz denken. Je höher die Durchimpfungsraten in einer Indikation sind, desto eher können wir in vielen Indikationen Herdenimmunität aufbauen und damit auch jene schützen, die keine Impfungen erhalten können (z. B. jene Menschen, die Impfungen aus medizinischen Gründen nicht erhalten dürfen).“

Viele Impfungen müssen – wie im Österreichischen Impfplan empfohlen – regelmäßig in bestimmten Zeitintervallen aufgefrischt werden. Auch hier wird an Verbesserungen gearbeitet.

Starker Fokus auf Prävention von respiratorischen Erkrankungen

Gerade in der kalten Jahreszeit merkt man es deutlich: Respiratorische Erkrankungen – also Erkrankungen der Atemwege – sind enorm häufig und müssen dementsprechend noch besser bekämpft werden. 63 Impfstoffkandidaten werden derzeit in diesem Bereich getestet. Hauptindikationen sind COVID-19, Influenza, Parainfluenza und RSV.